Der Zeigarnik-Effekt besagt, dass noch nicht begonnene oder beendete Aufgaben stärker in Erinnerung bleiben, als bereits abgeschlossene Aufgaben (benannt nach der russischen Psychologin Zeigarnik, die den Effekt erforscht hat).
Prinzipiell ist es sinnvoll, sich an Unerledigtes zu erinnern: Es sollte ja schließlich nicht vergessen werden. Allerdings ist es weniger schön, in der Freizeit dauernd an noch anstehende To-Dos zu denken.
Genau diese offenen Aufgaben sind es, die das mentale Abschalten verhindern und Stress verursachen. Handelt es sich dabei um schwierige oder unangenehme Dinge, multipliziert sich das unangenehme Gefühl und die Entspannung fällt umso schwerer: Man denkt nicht nur daran, dass es noch etwas zu erledigen gibt, sondern es kann einem regelrecht davor grauen.
Der Zeigarnik-Effekt macht es schwer, mehrere Dinge gleichzeitig zu tun (zu“multitasken”), denn wenn man beispielsweise an einem Bericht arbeitet und zwischendurch immer mal wieder in die E-Mail-Inbox schaut, kann man gar nicht anders, als an die E-Mails zu denken, die beantwortet werden müssen.
Perfektionistisch veranlagte Menschen haben hohe Erwartungen an sich selbst und betrachten eine Aufgabe erst dann als erledigt, wenn diese perfekt ausgeführt wurde. Sie sind daher meistens langsamer bei der Umsetzung und haben besonders viele offene Themen, an die sie denken müssen.
Es gibt ein paar Tricks um das Gehirn zu überlisten:
Planung
Es hilft, anstehende Aufgaben im Kalendern zu terminieren – je nach Dringlichkeit und Umfang wird entsprechend viel Zeit zur Erledigung eingeplant. Somit steht fest, wann die Aufgabe erledigt wird, was die Unsicherheit reduziert. Sie wird nicht mehr als “offen” wahr genommen, sondern als terminiert.
Herunterbrechen der Aufgabe in einzelne To–Dos
Die Komplexität der Aufgabe reduziert sich durch das Herunterbrechen in kleine Einzelaufgaben, deren Umfang und Zeitaufwand leichter eingeschätzt werden kann. Somit wird klar, wie und in welcher Zeitspanne das Thema erledigt wird.
Singulärer Fokus
Anstatt ständig zwischen Aufgaben zu switchen, ist es sinnvoll, sich für eine bestimmte Zeitspanne nur auf ein Thema zu konzentrieren, ohne sich von E-Mails, Social Media usw. ablenken zu lassen. Die Pomodoro-Methode und die Deep-Work-Regeln können dabei hilfreich sein.
Abschlussritual
Ein feststehendes Ritual am Ende des Arbeitstages signalisiert dem Gehirn, dass dieser nun beendet ist und hilft beim Abschalten. Dazu kann gehören, bereits eine Aufgabe des nächsten Tages anzufangen – beispielsweise, indem die Telefonnummer für einen anstehenden Anruf heraus gesucht wird, oder die zu beantwortenden Schreiben bereit gelegt werden. Somit ist der erste Schritt bereits getan und das Thema vielleicht noch nicht erledigt, aber schon so gut wie angefangen und somit wird die Aufgabe nicht als komplett „unerledigt“ wahrgenommen.